Wie bei den Damen sein Herzblatt Anna Gasser sprang Clemens Millauer beim Big-Air-Weltcup in Steamboat (USA) auf den zweiten Platz und jubelte über das beste Ergebnis seiner Karriere. Damit löste der Mollner Snowboard-Freestyler mit ziemlicher Sicherheit das Ticket für die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in Peking.
„Jap – das war höchst wahrscheinlich das Olympia-Ticket!” Mit dieser Whats-App-Nachricht meldete sich Clemens Millauer nach dem größten Erfolg seiner Karriere beim extra-blick.
Beim Big-Air in Steamboat – einem von nur zwei Weltcup-Bewerben in dieser Saison – war die gesamte Weltklasse am Start. Mit einem gelungenen „Backside Double 1620 mit Nose Grab” und 77,75 Punkten schaffte der Mollner als fünfter des zweiten Qualifikations-Heats den Einzug ins Finale der besten zehn Herren. „Das Niveau in dieser Quali war nicht von dieser Welt”, freute sich der Snowboarder, der am 15. Dezember seinen 27. Geburtstag feiert, aufs große Finale tags darauf, das von ORF Sport plus live übertragen wurde.
Top motiviert von der Leistung seiner Freundin Anna Gasser, die den Damenbewerb kurz davor auf Rang zwei beendet hatte, erwischte Millauer mit einem sauberen „Backside Double Cork 1620 mit Nose Grab” einen optimalen Start und landete im dritten und letzten Durchgang einen perfekten „Switch Backside Double Cork 1620 mit Nose Grab”, nachdem er bei diesem Sprung im zweiten Run noch gestürzt war.
In Gedanken bei verstorbenem Freund
„In diesem starken Feld und bei diesem hohen Level aufs Podest zu fahren, das ist unglaublich. Heute habe ich zwei perfekte Sprünge gezeigt, die ich beide richtig weit hinunter in den Keller gesetzt habe. Ich war überhaupt nicht nervös, habe mir vor dem letzten Sprung bewusst Zeit gelassen und mir gesagt: Du kannst den Trick ja, also mache ihn jetzt. Ich bin mir sicher, dass Grilo auf mich herunter geschaut hat”, dachte Clemens Millauer in den ersten Momenten seines größten Erfolges an seinen verstorbenen Freund Marko Grilc. Die slowenische Snowboard-Ikone war in der Vorwoche am Tiefenbachgletscher in Sölden bei einem Sturz im freien Gelände ums Leben gekommen. „Das war ein großer Schock, Marko war ein sehr guter Freund und immer eine große Inspiration für Anna und mich!” Millauer und Gasser hatten bereits vor dem Finale in Steamboat beschlossen, mit ihrem Preisgeld die Hinterbliebenen von Marko Grilc zu unterstützen.
„Ich freue mich extrem für Clemens, endlich wurde er für seine harte Arbeit belohnt”, jubelte Teamkollegin Anna Gasser über die tolle Leistung ihres Herzbuben. Dieser wusste schon mit sieben Jahren, dass er in Zukunft seine Zeit auf dem Snowboard verbringen möchte. Als er seinem Bruder und Cousin – beide etwa zehn Jahre älter – dabei zuschaute, wie sie auf einem Hügel in Molln ihre ersten Sprungversuche am Snowboard auf einem selbstgebauten Kicker unternahmen, da wars um den kleinen Rotschopf geschehen. Der Funke war entzunden, und es dauerte nicht lange, bis Clemens seinen großen Vorbildern Halldor Helgason, Mikkel Bang und Marko Grilc nacheiferte. Bald stellten sich die ersten Erfolge ein, heute zählt der Mollner zu den besten Freestyle-Snowboardern der Welt.
Zum zweiten Mal zu Olympischen Spielen
Mit dem zweiten Platz in Steamboat übertrumpfte Clemens Millauer seine bisher beste Weltcupplatzierung – einen dritten Platz beim Big-Air in Peking. Dort werden im Februar die Olympischen Winterspiele 2022 über die Bühne gehen. Bereits 2018 war der Rotschopf in PyeongChang in Südkorea bei Olympischen Spielen am Start und verpasste dort mit Rang 13 knapp das Finale. Das soll sich diesmal in China ändern.
Thomas Sternecker