Grünburger absolviert Zivildienst in Afrika
Bernhard Raffetseder schloss im Herbst die Matura an der HTL Steyr für Mechatronik ab. Seit acht Monaten absolviert der 20-jährige Obergrünburger seinen Zivildienst in Ghana,
wo er noch vier Monate verbringen wird. Hier sein Erfahrungsbericht.
Mit meinem Religionslehrer Johann Gruber haben wir in der HTL das Sozialprojekt „Mochilla de Esperanza – Rucksack der Hoffnung“ durchgeführt.
Dabei habe ich meine Leidenschaft für soziale Projekte entdeckt. Als die Frage über das Bundesheer / den Zivildienst aufkam, hat mir mein Religionslehrer die Organisation „Volontariat bewegt“ empfohlen. Volontariat bewegt bietet sozusagen einen Zivildienst im Ausland an und arbeitet mit den Salesianern Don Bosco zusammen.
Diese Kongregation verfolgt das Leitbild „Mit der Jugend für die Jugend“ und kümmert sich speziell um benachteiligte Jugendliche.
Meine Organisation entsendet jedes Jahr Freiwillige in die Ordensgemeinschaft auf der ganzen Welt.
Dort erleben wir den Alltag der Ordensleute und arbeiten mit ihnen zusammen. So bin ich nach Sunyani, einer Kleinstadt in Ghana gekommen.
Ich arbeite in einem Oratorium, einem Art Jugendzentrum, das jeden Tag nachmittags geöffnet hat.
Egal ob Fußball, Volleyball, Tisch-Tennis oder einfach mit den kleineren Kindern auf dem Spielplatz spielen – langweilig wird es einem nie.
Aber nicht nur Spiel und Spaß sind uns wichtig, sondern auch das Miteinander. Miteinander leben, miteinander lernen und miteinander glauben.
Zu Beginn und zum Ende der Oratorium-Zeit beten wir gemeinsam.
Zudem erzählen wir den Kindern am Ende noch eine sogenanntes „Good-Night“, wie es der Gründer der Salesianer Don Bosco schon getan hat. Die Good Nights handeln von moralischen Gleichnissen,
Jesus oder dem Leben Don Boscos.
Außerdem versuchen wir das Umweltbewusstsein zu verstärken und sammeln beinahe täglich den herumliegenden Müll. Durch besondere Aktionen, wie ein dreitägiges Fußballtunier, ein Stationenspiel oder Eier suchen an Ostern vergeht die Zeit hier wie im Flug. Ebenso viel Spaß macht den Kindern aber auch das helfen bei verschiedenen Arbeiten. So putzen wir gemeinsam wöchentlich die Halle, schneien das Gras und vieles mehr. Absolutes Highlight ist dann natürlich wenn sie beim Bau unserer Kletterwand helfen. Egal ob Bretter streichen, Sägespäne holen und vieles mehr, man findet immer jemanden der dafür begeistert ist
Ghana ist ein extrem offenes und herzliches Land. Jeder will mit einem „Obruni“ –Hellhäutigen reden. Jeder fragt wie es einem geht und ob man seine Zeit hier genießt.
Jeder heißt dich willkommen, auch wenn du schon sieben Monate da bist. Natürlich ist es nicht immer leicht anders zu sein und oft auf seine Hautfarbe reduziert zu werden.
Aber man gewöhnt sich daran, vor allem, wenn man weiß, dass die Fragen nur lieb und höflich gemeint ist.
Der größte Unterschied für mich ist das Zeitgefühl. Wenn man bei uns in Österreich eher mal fünf Minuten zu früh zu einem Termin erscheint, kommt man hier 30 Minuten später.
Wenn man dann mal anruft und fragt: „Hey wo bleibst du?“, kommt ein: „Ich bin auf dem Weg.“ Zurück und man weiß ganz genau, dass der Angerufene noch daheim sitzt.
Aber nicht nur bei Terminen, sondern auch wenn man größere Strecken fährt und öffentliche Verkehrsmittel benutzt.
Es gibt keinen Busfahrplan, sondern man wartet solange, bis der Kleinbus voll ist und zwar so voll, dass auf dem Dach auch kein Platz mehr für Gepäck ist.
Aber man gewöhnt sich ans warten, denn ein bisschen europäisch bleibt man vom Zeitgefühl trotzdem noch. An sich ist es aber eine gute Sache, dass man warten muss, bis der Bus voll ist.
Auch wenn viele Autos total kaputt sind und Abgase bis zum geht nicht mehr rauspulfern, weiß man, dass es sich wenigstens rentiert, dass sie fahren.
Außerdem sind die Preise, wenn man nicht alleine im Taxi sein will, ziemlich billig. Wobei die Preise hier generell recht niedrig sind, was aber auch daran liegt, dass man weniger verdient.
Wie schon oben beschrieben erleben wir ziemlich viel im Oratory. Durch verschiedene Aktionen und Events versuchen wir immer wieder neue Kinder fürs Oratory zu begeistern.
Aber nicht nur die Kinder sind bei uns willkommen, sondern auch hiesige Animatoren.
So spiele ich bei einem Volleyballteam mit, die mich nicht nur zu Wettkämpfen mitnehmen, sondern uns auch schon bei allerlei Sachen im Oratory ausgeholfen haben.
Außerhalb von Odumase habe ich in meinem Urlaub auch schon ein bisschen was erlebt. Egal ob im Meer schwimmen, surfen, einen 80m hohen Wasserfall anschauen,
in die dunkle und traurige Geschichte Ghanas eintauchen, von Affen belagert werden oder beinahe von einem Elefanten angegriffen zu werden, alles ist Teil meines Aufenthaltes in Ghana.
Leider vergeht die Zeit extrem schnell und auch wenn es mir noch nicht so vorkommt, als wäre ich schon acht Monate hier,
muss ich in vier Monaten dieses schöne und freundliche Land wieder verlassen.
Daheim werde ich dann erst einmal arbeiten, um in einem Jahr dann weiter zu schauen, was ich studieren könnte.